Füller-Etui

Mein großer Schatz, auch Göga genannt, wird heute 44 Jahre jung. Was schenkt man einem Mann, der alles hat, oder der das, was er nicht hat, selber kauft? Okay, ich gebe zu, von seinem Technikkram hab ich keinen blassen Schimmer, daher passt das ganz gut. Aber so ganz mit leeren Händen möchte ich ja nun nicht vor ihm stehen.

Als ich mit der Beantwortung der Frage nicht wirklich weit kam, hab ich ihn kurzerhand gefragt. Antwort: “Ich hätte gern eine Metalldose für meine Füller, damit ich sie wieder im Büro benutzen kann.”

Ähm …

…. äääähmmm ….

… hä?

Ich hab also weiter gegrübelt. Und irgendwann kam ich auf die Idee, Zigarrenhüllen zu nehmen. Manche dieser Edel-Glimmstengel sind ja in Metallröhrchen verpackt, um die empfindliche Außenhaut zu schonen. Problem: Wo bekommt man diese Dinger her? ebay war nur bedingt hilfreich, meinen Cousin hab ich nicht erreicht. Heute Vormittag fuhr ich deswegen von Pontius (Trödelhöker am jenseiten Ende unserer Gemeinde) zu Pilatus (Gebrauchtwarenkaufhaus im Nachbarort am diesseiten Ende unserer Gemeinde) und … wurde nicht fündig.

Und nu?

Auf dem Weg nach Hause hatte ich an einer roten Ampel DIE Erleuchtung: Wachstuch! Also bin ich nicht rechts, sondern links abgebogen und habe den Stoffladen meines Vertrauens angesteuert. Okay, das der Einkauf teurer wurde als geplant, war ja klar. WENN ich schonmal in einem Handarbeitsgeschäft bin … wenigstens die Wolle hab ich da gelassen, auch wenn ich gaaaanz tolle neon-farbene Sockenwolle gesehen habe. Warum bin ich eigentlich grad so verrückt auf Neon? Weil es mich an meine Jugend erinnert? Oder … HALT! Ich schweife ab.

Also, ich hab Wachstuch gekauft. Das wild gemusterte ist ebenso im Laden geblieben wie das mit Küchenmotiven, Gartenmotiven, Hippie-Motiven (in das ich mich verliebt habe, auch wenn ich nicht weiß, wo ich es einsetzen könnte) … Ich habe einen halben Meter Wachstuch mitgenommen, das so ‘ne Art Patchworkoptik hat. In weiß, graubraun und hellblau. Das eine oder andere Feld hat nämlich bürotaugliches Muster.

Von diesen bürotauglichen Mustern habe ich zu Hause 3 gleiche mit Streifen ausgeschnitten, mir die Füller besorgt, und habe losgelegt. Und geknispelt. Und überlegt. Und weiter geknispelt. Und während ich so knispelte und überlegte, stellte sich mir u.a. auch die Frage, wie ich die einzelnen Lagen denn zusammenheften könnte? Wachstuch mit Stecknadeln heften? Blöde Idee, wenn man kein Lochmuster produzieren möchte. Die Lösung heißt Klebestreifen. Und nachdem dieses Problem gelöst war, ging der Rest fast wie von selbst. Doch seht selbst:

Füller-Etui von vorn Füller-Etui von hinten (eigene Bilder, eigene Idee)

Die Außennähte und die mittlere Trennnaht hab ich mit der Maschine genäht. Die Außenkanten sind zusätzlich mit Sticktwist umstickt. Der Querstreifen hinten kaschiert die Stelle, an der zwei der drei Flicken aneinanderstoßen. Sowohl dieser Streifen als auch die Klappe (die auf den Fotos noch hochsteht) ist mit doppelseitigem Klebeband fixiert. Damit die Füller nicht zu tief reinrutschen, habe ich die beiden Fächer unten mit Watte ausgestopft.

Nein, die Hülle ist nicht perfekt. Ich denke, man kann einiges besser machen. Aber fürs erste wird sie ihren Zweck erfüllen (hoffe ich).

Und vielleicht finde ich ja irgendwann irgendwo eine Blechdose …